Servus, Eisstadion!

Nun ist es soweit und der EHC München verabschiedet sich aus seiner alten Eishalle. Kaum zu glauben, aber wahr.

Erbaut 1967, wurde das Stadion 1972 olympisch und in den darauffolgenden Jahren immer wieder meisterlich.

Verschiedene Vereine versuchten, sich im Münchner Profi-Eishockey zu etablieren, und fanden dabei eine gute Heimat im Olympia Eissportzentrum. Doch irgendwie war es immer wieder ein schweres Pflaster und bis zum EHC und dem Einstieg von Red Bull schaffte es keiner der Clubs, langfristig zu überleben. Das schwere Pflaster ist mehr der „Sportstadt München“ und dem Münchner Publikum zuzuschreiben als dem toleranten Eisstadion am Oberwiesenfeld, welches selbst dem FC Bayern 1967 (und später noch dem FC Bayern Basketball) eine wohlwollende Heimat gab.

Und so blicken wir zurück auf eine 57-jährige Geschichte voller Höhen und Tiefen, aber vor allem voller Emotionen und Leidenschaft.

Große Spieler und noch größere Persönlichkeiten gingen in diesem Stadion ein und aus, spielten, trainierten, arbeiteten oder kamen als Fans nahezu täglich in die Gemäuer, um ihrer großen Leidenschaft nachzugehen. Egal in welcher Liga, aber immer mit Liebe zum Verein.

Der EHC München (gegründet 1998 als HC 98 und seit 2002 als EHC München im Eisstadion aktiv) ist der Verein, für den unser Herz bei Radio Oberwiesenfeld seit Jahrzehnten schlägt und mit welchem wir doch so viel in dieser Halle erlebt haben. So viel, dass hier nur ein kleiner Ausschnitt aus all den Erlebnissen erwähnt werden kann.

Zu den wohl emotionalsten Erlebnissen zählen definitiv, die Aufstiege, die sich der EHC immer wieder erarbeitet hat und die ihn letztendlich von der Bayernliga in die höchste deutsche Spielklasse geführt haben (und das ganz ohne Red Bull). Und später kamen auch, dann mit Red Bull, die vier unvergesslichen DEL-Meisterschaften.

„Hey das geht ab, wir schießen die ganze Nacht“

Unvergesslich auch das längste Penaltyschießen der DEL, am 21.11.2010, welches leider nach 42 Schüssen an die Niederbayern abgegeben werden musste, aber dem Olympia Eisstadion dennoch einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde brachte.

Eines der unvergessenen Spiele ist das Halbfinale 2016 des EHC München gegen die Kölner Haie. In Spiel 5 kommt es zu einer emotialen Berg-, Tal- und am Ende wieder Bergfahrt innerhalb weniger Sekunden. Der EHC führte bis zur 60. Minute 4:3 und wir wähnten uns schon sicher im Finale, doch die Kölner Haie glichen aus. 4:4, nur noch wenige Sekunden zu spielen und dann kam Franky Mauer und netzte in letzter Sekunde zum Sieg ein. Unsere Stimme hängt noch immer unterm Hallendach.

Emotionale Schlusssekunden: Ausschnitt der Livereportage von Stu und Sebi

Legendär auch, wie sich David Leggio am 04.01.2019 während einer 1-auf-0-Situation einfach zur Nordkurve umdrehte und sein Tor verschob. Alle waren verwirrt, es gab einen Penalty für Bremerhaven, welcher verschossen wurde und der EHC gewann am Ende das Spiel. Wegen dieser Aktion im Olympia-Eisstadion folgte eine Regelanpassung.

Wir könnten noch ewig so weiter machen und werden auch sicher noch lange in Erinnerungen schwelgen.

Doch nicht nur unser Eisstadion muss verabschiedet werden, sondern auch der Stammverein EHC München e.V. beendet im Mai seine Arbeit und wird zur Red-Bull-Nachwuchsorganisation „Red Bull München Juniors e.V“. Für die Kinder und das Eishockey in Deutschland ist das sicher ein toller Entwicklungsschritt, aus Fansicht muss aber nun jeder einzelne entscheiden, was das für einen bedeutet, sportlich wie emotional.

Nun heißt es in den verbliebenen Spielen unser geliebtes Wohnzimmer und auch den EHC München e.V. gebührend zu verabschieden und einen guten Übergang in den SAP Garden zu schaffen. Der EHC hat (wortwörtlich) Flügel verliehen bekommen, das Phönix-Dasein scheint vorbei zu sein und es geht in eine gesicherte, neue Zukunft im großen SAP Garden.

Servus, Wohnzimmer.

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