Gegen die Regeln

Dass die DEL das absichtliche Verschieben des Tores nun strenger ahnden wird, ist gut. Mit der nachträglichen Strafe gegen Leggio gerät die Liga jedoch in den Verdacht der Lächerlichkeit. Ein Kommentar von Pascal.

Die DEL gab am heutigen Tag bekannt, dass es nach dem absichtlichen Verschieben des Tores von David Leggio beim Spiel gegen Bremerhaven einige Regeländerungen geben wird. Zukünftig wird dieses Vergehen (sowie das absichtliche Abnehmen der Goalie-Maske) nicht mit einem Penaltyschuss, sondern mit einem „technischen Tor“ geahndet. Szenen wie am vergangenen Freitag möchte man offensichtlich nicht nochmal sehen. Deshalb bekommen die Schiedsrichter auch die Möglichkeit, entsprechende Szenen mittels Videobeweis beurteilen zu können.

Die Änderungen sind sinnvoll. Der Fan möchte Zweikämpfe sehen; und wenn ein Verteidiger einen Stürmer nicht hat bremsen können, dann kommt es zum Duell „Mann gegen Mann“, Stürmer gegen Torhüter. Das absichtliche Ausheben des Tores aus seiner Verankerung kann als feige betrachtet werden. Und als unfair, sonst gäbe es für dieses Vergehen keine Strafe; sei es nun ein Strafschuss oder, neu, ein technisches Tor. Fraglich ist, ob ein Zu-Fall-Bringen des Stürmers durch ein Haken des letzten Verteidigers nun „fairer“ gewesen wäre — hier hätte es ebenfalls „nur“ einen Penaltyschuss gegeben.

Die Liga zeigt mit der nachträglichen Geldstrafe für David Leggio jedoch das Verhalten eines trotzigen Kindes, das merkt, dass die selbstgemachten Spielregeln doch irgendwie Lücken zeigen, die von anderen Kindern ausgenutzt werden. Und so wird aus dem korrekt geahndeten Foul ein „grob unsportliches Verhalten“. Die DEL macht, was sie will, unter dem tosenden Applaus der Netzgemeinde.

Dabei stellt sich mir die Frage, ob es dasselbe mediale Echo, denselben Shitstorm und dieselben Regeländerungen nebst Geldstrafe auch gegeben hätte, wäre Ross Mauermann mit seinem Penalty erfolgreich gewesen. Ich behaupte: Nein. Und habe dafür einen Grund. Die selbe Szene gab es schonmal in München, allerdings zum Nachteil des EHC.

Als am 16. März 2011 der EHC München in der 1. Playoff-Runde gegen die Kölner Haie antrat, verschob sich Minuten vor dem vermeintlichen Sieg Münchens bei einem Angriff der Kölner das Münchner Tor um wenige Zentimeter. Unbemerkt von den Schiedsrichtern um Willi Schimm; das Spiel lief weiter. Um den nächsten Kölner Angriff zu unterbinden, verschob Elwing das Tor nun vollends, was von den Refs gesehen wurde. Es gab einen Penaltyschuss, den Matt Pettinger zum Ausgleich verwandelte. Die Kölner siegten nach Overtime und gewannen später die Serie 2:0. Hätte Elwing das Tor nicht verschoben, hätte es nach einem Torerfolg einen Videobeweis geben müssen mit dem Resultat: Kein Tor. Doch für einen Videobeweis, ob das Tor vor dem eigentlichen Verschieben durch Elwing schon aus der Verankerung gelöst war, gab es keine Grundlage. Die Herren in Neuss sahen jedoch keinen Anlass, dies zu ändern; Elwing war ja gestraft genug. Zur Regeländerung bedurfte es offensichtlich erst eines aufgebrachten Mobs im Netz.

Die angesprochene Situation wurde damals im ESBG-Forum diskutiert: https://www.esbgforum.de/index.php?thread/14953-strafe-wegen-verschieben-eines-schon-verschobenen-tores/&postID=507214

 

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