Mit einem 2:1 Heimsieg in Spiel 5 erreicht der EHC Red Bull München das Halbfinale der DEL Playoffs 2016. 4:1 hiess es am Ende in der Serie, was aber letztendlich etwas deutlicher aussieht, als es insgesamt war. Wie haben wir die Serie gesehen und was erwartet uns in der nächsten Runde?
Nach wenig erfolgreichen Spielen gegen die Straubing Tigers in der Hauptrunde, war für alle Beteiligten klar, dass das Viertelfinale kein Spaziergang wird. Aber in erster Linie galt es die Schmach aus dem letzten Jahr gegen Wolfsburg zu tilgen. Damals hatte man mit dem Ausfall von Garret Roe in 120 Heimspielminuten kein einziges Tor erzielen können. Man war mit vier wenig rühmlichen Spielen völlig verdient gegen die Grizzlys ausgeschieden. Eine Erkenntnis aus dieser Serie war aber, dass man für die nächste Saison einen Spielertyp wie Steve Pinizzotto in den Münchner Reihen benötigt.
Pinizzotto war es auch, der den Heimfluch besiegte. Nicht mit den Fäusten sondern mit doppeltem Scheibenglück. 1:0 nach nicht einmal 5 Minuten. Der Puck kam günstig von der Bande zurück und Pinis Schuss wurde von Florian Ondruschka noch ins Tor abgefälscht. Straubing vergab davor und danach im ersten Drittel beste Chancen u.a. durch Topscorrer Steven Zalewski und musste noch das 2:0 hinnehmen (18.). München lies nichts mehr anbrennen und sicherte sich in der Folge Spiel 1.
In Spiel 2 ist dieser frühe Treffer nicht gelungen und es entwickelte sich eine Abwehrschlacht ganz nach dem Geschmack von Larry Mitchell. Diesmal erzielten die Tigers Tor 1 im 3. Drittel und wähnten sich schon als Sieger, bevor Matt Smaby die Partie 5 Minuten vor dem Ende ausgleichen konnte. Mitchell stellte nach der Serie enttäuscht fest, dass dieser Ausgleich seinem Team womöglich das 3. Heimspiel gekostet hat. In der Verlängerung gab es Chancen auf beiden Seiten, aber den ersten Fehler machten die Niederbayern und Yannick Seidenberg besorgte mit seinem 2:1 die doppelte Serienführung (65.).
Spiel 3 in München – vor ausverkauften Haus – verlief ähnlich wie das erste Aufeinandertreffen. Wieder war Pinizzotto ein entscheidender Faktor, da er im ersten Drittel jeweils die Treffer eins und zwei für Konrad Abeltshauser und Jerome Samson mustergültig vorbereitete. Mit einem 3:0 Serienstand und dem möglichen Sweep ging es wieder nach Straubing.
Auch dieses Spiel war phasenweise eine Kopie der Partie vier Tage zuvor. Nur das Straubing nach Treffern von Martin Hinterstocker und Maury Edwards mit einem 2-Tore-Vorsprung in die Schlussphase ging und München erst spät der Anschlusstreffer durch Mads Christensen gelang. Das reichte dann nicht mehr und mit 3:1 ging die Serie noch einmal zurück nach München. Im insgesamt 9. Aufeinandertreffen der Sasion, benötigten die Straubinger den 6. Sieg, um weiter von einer Überraschung träumen zu können.
Mitchell hatte seine Taktik des kompromisslosen verteidigens, manche nennen es Anti-Hockey, in gänze in die Köpfe seiner Mannschaft gebracht. 9:0 Torschüsse hatte der EHC im Mittelabschnitt gegen die Straubinger abgefeuert (23:7 insgesamt). Die Tigers spielten phasenweise Penaltykilling mit 5 Mann im eigenen Slot. Sie kamen jetzt erst mit einer Überzahlsituation überhaupt mal in die Offensive. Eine umstrittene Bankstrafe wegen 6-Feldspielern auf dem Eis, brachte ein Bully in der Münchner Zone und das erste Münchner Gegentor in Unterzahl nach mehr als zwei Monaten. Damals auch durch die Straubinger, was Mitchell als einen Erfolg der Spielzeit in seiner persönlichen Statistik verbuchen wird.
0:1 aus Münchner Sicht nach 30 Minuten und die Gewissheit, dass wir weiter Catenaccio auf Eis sehen würden. Die niederbayrischen Italiener sicherten sich so auch die Pausenführung nach 40 Minuten. Um so überraschender fiel dann der Ausgleich. Die Gäste leisteten sich einen Deckungsfehler gegen Michi Wolf und der Capitän vollstreckte eiskalt allein vor dem bis dahin glänzend aufgelegtem Matt Climie. Eine Genugtuung nicht nur für Wolf, der zuvor beim 0:1 grenzwertig weggecheckt wurde. Entscheidend: dieser Treffer gelang nach nur 66 gespielten Sekunden im 3. Drittel. Die Tigers sahen ihre Fälle davon schwimmen und die Partie wurde hitziger. Auch Willi Schimm und Daniel Piechaczek erinnerten sich nun, weshalb sie an diesem Gründonnerstag nach München gekommen waren. Strafen gegen beide Teams, nach einem Gerangel vor Climies Gehäuse und Überzahl für München nach einer weiteren Disziplinlosigkeit der Niederbayern. Von zwei Mann wurde Mads Christensen, lange nach der Unterbrechung, niedergestreckt. Dylan Yeo durfte dafür auf der Strafbank Platz nehmen.
In der 50. Minute, 4 Sekunden bevor Yeo zurückgekommen wäre, hat dann erneut Michi Wolf zugeschlagen. 2:1 für München, Spiel 5 gedreht und es begannen die letzten Minuten für Straubing in der diesjährigen Saison. Der EHC spielte die Schlussphase überlegen zu Ende und sicherte sich somit das Halbfinale.
Beide Trainer waren mit ihren Teams zufrieden und bescheinigtem dem Gegner eine sehr gute Leistung. Die Straubing Tigers haben eine herausragende Sasion gespielt und der EHC hat im Viertelfinale das einzige Team eleminiert, gegen das in der Hauptrunde kein Sieg und noch nicht mal ein mickriges Pünktchen geholt werden konnte. „Die Gegner, die jetzt kommen können, haben wir in der laufenden Saison alle schon mal geschlagen“, wusste Wolf nach dem Spiel.
Aber wer ist möglicher Halbfinalgegner? Wolfsburg, die Ihre Serie gegen Düsseldorf ebenfalls in 5 Spielen gewonnen haben, wäre ein Kandidat. Hier haben wird noch eine Rechnung offen und das Duell: Don Jackson gegen Pavel Gross wäre sicher vielversprechend. Wenn sich Berlin gegen Köln durchsetzt 3:2 Serienstand und Iserlohn die Serie gegen Nürnberg noch dreht, müssen wir wieder in der Autostadt. Was für uns auch viele Stunden im PKW bedeuten würde.
In die Domstadt dürften wir fahren, wenn die Kölner noch zweimal gegen Berlin gewinnen. Das Team von Trainer Cory Clousten wäre dann sicher am schwersten einzuschätzen. Auf der einen Seite haben die Kölner eine Saison weit unter ihren Erwartungen gespielt, auf der anderen hätten sie dann mit Mannheim und Berlin zwei Schwergewichte höchstpersönlich aus dem Meisterschaftsrennen geworfen.
Gewinnt Berlin aber diese Serie und macht Nürnberg Samstag den Sack gegen Iserlohn zu, gibt es das Oberbayern–Franken Derby, während im 2. Halbfinale Gross und Uwe Krupp aufeinander träfen. Gegen die Ice Tigers hat München in dieser Spielzeit jeweils zweimal gewonnen und verloren. Ähnlich eng wäre sicherlich die Playoffserie. Beide Teams können und wollen Körper spielen und beide haben ihre Stärken in der Offensive. München war in der Hauptrunde hinten etwas stärker, aber wenn Tyler Beskorowany in Playoffform aufläuft, wird das ebenfalls ein harter Brocken. Aber mit vergleichsweise kurzen Auswärtsfahrten.
Die Roosters und die Eisbären sind als Gegner im Halbfinale nicht möglich.
Jeder Gegner ist schlagbar, aber leichter wird es auch im Halbfinale nicht. Weiter geht’s am 30.03.16 19:30Uhr im Eisstadion am Oberwiesenfeld. Das erste Auswärtsspiel findet dann am 01.04.16, natürlich ebenfalls live mit Radio Oberwiesenfeld, statt. Bis dahin wünschen wir allen Frohe Ostern und schauen morgen gespannt was die Konkurrenz aufs Eis bringt.