Sweep zum Halbfinale oder Nachsitzen an Gründonnerstag?

Schon im vierten Playoffduell Oberbayern gegen Niederbayern kann der EHC Red Bull München am heutigen Dienstag (22.03.16) den Halbfinaleinzug perfekt machen. Nach vier glatten Niederlagen gegen die Straubing Tigers in der Hauptrunde, zeigte sich der Tabellenführer aus der Landeshauptstadt in den Playoffs bisher überraschend souverän. Ich möchte die ersten drei Spiele kurz analysieren und einen Ausblick für Spiel 4 wagen.

Spiel 1:

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Die Niederbayern reisten mit viel Selbstvertrauen im Gepäck in München an und wollten – nach dem Preplayoffsieg gegen Ingolstadt – die zweite oberbayrische Mannschaft aus dem Meisteschaftsrennen werfen. So begannen beide Teams recht offensiv und liessen hinten Chancen zu. Doch anders als in der Hauptrunde, waren die Tigers diesmal nicht kaltschnäuzig genug vor dem Tor. Stattdessen hatte München in der 5. Spielminute endlich mal Scheibenglück. Ein Schuss von Frederic St-Denis, abgefälscht von Jerome Samson, landete von der Bande kommend direkt auf der Kelle von Steve Pinizzotto. Dessen Abschluss wurde dann noch von Florian Ondruschka ins Tor abgefälscht. So war das wichtige 1. Tor in der Serie früh für München auf der Anzeigetafel. – Zur Erinnerung, in der Hauptrunde ist stets das Team von Larry Mitchell in Führung gegangen. – Für den EHC brachte das den letzten Rest Selbstvertrauen und bei den Gästen schien eben dieses zu schwinden. Topscorrer Steven Zalewski scheiterte frei vor dem gut aufgelegten David Leggio, seine Mitspieler schossen häufig gar am Tor vorbei.

War das erste Tor noch etwas glücklich entstanden, so präsentiert Kapitän Michi Wolf mit dem 2:0 einen Kandidaten für das schönste Tor der Serie. Jason Jaffray hatte seine Verfolger in der Rundung mehrfach abgeschüttelt und dann scharf in den Slot gespielt. Mit einem One-Timer hämmerte Wolf die Scheibe unhaltbar für Matt Climie ins lange Eck.

Der Mittelabschnitt begann dann mit einer 1. Faustkampfeinlage. Sean O’Connor, von dem bis dahin nicht viel zu sehen war, provozierte Pinizzotto stetig, bis dieser in der 23. Minuten auf das Tête-à-Tête einging und die Handschuhe fallen lies. Den offenen Schlagabtausch schien O’Connor aber zu scheuen, denn er wich mit dem Oberkörper vorgebeugt auf die Münchner Spielerbank aus. Als sich beide von der Bande lösten und alles vorbei schien, konnte O’Connor Pinizzotto jedoch umreissen. – Unentschieden – mit Vorteil für München, da der Straubinger Legionär im Anschluss auch eine 2. 10er wegen Meckerns bekam und frühzeitig duschen gehen musste.

Danach wurde wieder Hockey gespielt und Matt Smaby zeigte mit einem Schlenzer von der Blauen Linie seine Torjägerqualitäten. Climie sah bei diesem 3. Gegentreffer nicht gut aus.

Im letzten Abschnitt bäumten sich die Gäste nochmal auf, aber in der 48. Minute machte München mit einem Doppelschlag von Keith Aucoin und Jeremy Dehner alles klar.

Fazit: deutlicher Sieg, der vom Spielverlauf so möglich war, weil Straubing in der Anfangspahse an Leggio und der eigenen Abschlussschwäche scheiterte.

Viertelfinale 1: 5:0 – Serienstand 1:0

Spiel 2:

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Das war die erwartete Abwehrschlacht, mit dem besseren Ende für München. Im 1. Drittel leichte Vorteile für die Red Bulls, aber mit ungewohnt vielen Flüchtigkeitsfehlern im Aufbauspiel. Im 2. Drittel mit Vorteilen für die Gastgeber und einem klarem Punktsieg im 1. DEL-Goaliefight seit fast 12 Jahren. Franky Mauer hatte auf Climie zufahrend den Halt verloren und den niederbayrischen Schlussmann versehntlich abgeräumt. Dieser Schlug auf den am Eis liegenden Mauer ein und wurde von dessen Mitspielern weggezogen. David Leggio, der nach seinem Shutout in Spiel 1 bis dahin nicht besonders viel zu tun hatte, fuhr aus seinem Gehäuse und forderte Clime heraus. Beide trafen sich an der Mittellinie und danach traf nur noch der Straubinger Goalie.

Als es später mit 0:0 in die 2. Pause ging, erwarteten viele, dass die Mannschaft mit dem 1. Tor des Abends auch das Spiel für sich entscheiden würde. Entsprechend war die Stimmung auf den Rängen, als ein Schlagschuss von Austin Madaisky vorbei an Leggio in den Maschen landete. 1:0 (45.) Samby hatte Leggio evtl. die Sicht genommen oder die Scheibe noch abgefälscht. Der Münchner Schlussmann sah nicht gut dabei aus.

Mit dem Rückstand auf der Anzeigetafel wurde München jedoch immer stärker und erarbeitete sich insgesamt bessere Chance als in den 2 Dritteln zuvor. Die EHC-Stürmer scheiterten dabei aber alle an Climie oder an seinen Mitspielern, die sehr viele Schüsse wegnahmen. Nur wenige hatten zu dem Zeitpunkt Verteidiger Matt Smaby auf der Rechnung. Seinen Schuss aus halblinker Position konnte keiner blocken und Climie nicht abwehren (55.). Das 3:0 aus dem ersten Spiel hatte eher statistischen Wert, sein 2. Playofftreffer an diesem Abend war enorm wichtig für die Serie.

Mit dem 1:1 im Rücken wurde der EHC immer stärker und hätte noch in den folgenden Szenen das Spiel entscheiden können. Die Tigers retteten sich aber in die Verlängerung.

Die Seiten wurden getauscht und nach der Abwehrschlacht der ersten drei Drittel, sahen die Fans einen unerwartet offenen Schlagabtausch. Zu Beginn hatte München 2-3 hochkarätige Abschlussmöglichkeiten, die abermals allesamt weggeblockt wurden. Anschliessend drückten die Hausherren auf den Sieg, scheiterten aber jeweils an Leggio. Mit den zunehmenden Offensivaktionen vernachlässigte Straubing die Defensive. Ein Fehler im Aufbauspiel der Gastgeber, während die Verteidiger zum Wechseln fuhren, hat dann das Spiel entschieden. Denn es folgte der tödliche Pass von Daniel Spaare und der Treffer von Yannic Seidenberg beendeten die 2. Partie zugunsten der Landeshauptstadt.

Fazit: Zittersieg, der auch andersherum hätte ausgehen können. Aber München in der entscheidenden Phase cleverer.

Viertelfinale 2: 2:1 n.V. – Serienstand: 2:0

Spiel 3:

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Vor ausverkauftem Haus am Oberwiesenfeld, zeigte der EHC wieder eine deutlich bessere Leistung. Die Gäste kamen erst durch ein Überzahlspiel zu Chancen, konnten aber genau wie viele Gegner zuvor die nummerische Überlegenheit nicht nutzen. Im Gegenteil, der Konter lief gerade als Steve Pinizzotto von der Strafbank kam und nach Doppelpass mit Keith Aucoin sah die #14 den mitgelaufenen Konrad Abeltshauser,  der nach Traumpass nicht mehr viel Mühe beim 1:0 hatte. Da waren gerade 10 Minuten gespielt. Vier Minuten später gab es die Kopie zum 2:0. Wieder Aucoin und Pinizzotto über die rechte Seite im Konter. Diesmal wurde Jerome Samson in der Mitte in Szene gesetzt. 2:0

Zum Ende des ersten Spielabschnitts hatte Thomas Brandl seinen Schläger nicht unter Kontrolle und Aucoin in der Folge einen blutenden Wackelzahn. Die 5 Minuten Überzahl nutzte Mads Christensen(22.) und der Däne war es auch, der in der 27. Minute mit seinem 2. Treffer den Sack zu machte (4:0). Straubingen konnte, trotz mit freiem Oberkörper jubelnden Schlachtenbummlern, auch die sich im letzten Abschnitt bietende doppelte Überzahl nicht nutzen. Damit glang München der 3. Sieg bei dem Leggio erneut ohne Gegentor blieb. Jetzt bleiben drei Spiele, um frühzeitig ins Halbfinale einzuziehen.

Fazit: bestes Spiel der Münchner bei kompletter Mannschaftsleistung. Straubingen wirkte zwischenzeitlich überfordert.

Viertelfinale 3: 4:0 – Serienstand 3:0

Ausblick:

Auf geht’s nach Niederbayern. Schaut man sich die Statistiken der Playoffs an, dann mit Stolz geschwellter Brust und ohne Druck. Die Straubing Tigers müssen gewinnen. Dadurch könnte der EHC die Flüchtigkeitsfehler, wie in Spiel 2, vermeiden und endlich mal in Straubing sein starkes Offensivspiel präsentieren. Oder aus einer sicheren Abwehr heraus kontern und damit die Niederbayern ins offene Messer laufen lassen.

Aber Vorsicht, in der wahrscheinlich ausverkauften Halle, werden auch die Gastgeber nicht freiwillig die Segel streichen wollen und sie haben sicher die Ergebnisse der Hauptrunde noch im Kopf. Um so wichtiger wäre ein frühes Münchner Tor wie in Spiel 1.

David Leggio hat eine starke Serie gespielt und mit 2 Shutouts und insgesamt nur einem Gegentor seine Klasse bewiesen, trotzdem wollte sich Don Jackson nach der Pressekonferenz am Sonntag nicht auf einen Goalie festlegen. In der Verteidigung kann hoffentlich auch Frederic St-Denis auflaufen, nach aktuellem Stand muss nur Richie Regehr weiter pausieren. Im Angriff warten Uli Maurer und Joachim Ramoser auf Eiszeit, Bedarf zum Wechseln hat Jackson aber nicht.

Fazit: die Tigers werden sich wahrscheinlich auch in Spiel 4 an der stabilen Münchner Defensive die Szene ausbeissen und mit zunehmenden Spielverlauf mehr riskieren müssen. Kann der EHC in dieser Phase zuschlagen, wird das Halbfinale perfekt gemacht. So dass am Ende alle gemeinsam jubeln können:

gemeinsam feiern ist immer am schönsten
gemeinsam Feiern ist immer noch am schönsten 😉
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