Obwohl im Vergleich zu Spiel 1 eine deutliche Leistungssteigerung stattfand, hat der EHC Red Bull München hat auch sein zweites Viertelfinalspiel bei den Grizzly Adams Wolfsburg verloren.
Dabei begann die Partie vielversprechend mit einem Powerplay nach nur 16 Sekunden, und die Münchner versuchten, den Grizzlies ihr Spiel aufzuzwingen, was aber teils an eigener Hektik misslang. Im Gegenzug war es Dehner in der Dritten Minute, der auf Seiten der Münchner vom Eis musste – 2 Minuten wegen Haltens ermöglichte den Grizzlies, den Führungstreffer zu ermöglichen. Und der war durchaus kurios: Nicholas Schaus, alleine auf den Münchner Schlussmann Florian Hardy laufend, fiel ohne Fremdeinwirkung knapp vor dem Torraum zu Boden. Der sichtlich irritierte Hardy lässt nach vorne abprallen und dort behält der nachgerückte Marco Rosa als einziger die Nerven und netzt Ein. Hardy bei diesem Nachschuss ohne reale Chance. München sah sich nach dem Tor auch noch mit einer 2-Minuten-Strafe (gegen Sparre) konfrontiert, die jedoch stark gekillt wurde. Meckler konnte sich sogar zweimal gut mit gefährlichen Schüssen auf den Wolfsburger Schlussmann Brückmann in Szene setzen. Brückmann hielt jedoch, auch beim folgenden Schlagschuss vom Bullypunkt weg, die Kontrolle und die Scheibe fern von seinem Gehäuse. München entwickelte sich zur Mitte des ersten Spielabschnitts zur spielbestimmenden Mannschaft. Smabys Schuss konnte mit letzter Mühe vom Grizzly-Goalie über das Tor abgelenkt werden; eine Seidenberg-Boyle-Koproduktion verfehlte das Tor nur knapp. Kurioserweise war es eine Strafe gegen die Hausherren, die die Münchner Sturmphase unterbrach: Im Powerplay ging nichts zustande, was auch den unsicher wirkenden Linienrichtern zuzuschreiben ist: Die Nachschussmöglichkeit für Wolf nach einem starken Angriff wurde nervös vorzeitig abgepfiffen. Die letzten Minuten des Startdrittels gehörten dann ausnahmslos den Grizzlies: Harte Checks, unter anderem gegen Kettemer, schienen die EHC’ler einzuschüchtern.
Das zweite Drittel begann zögerlich; erst nach einigen Minuten spielten sich die Hausherren erste Möglichkeiten heraus. Ein Schuss von Wolfsburgs Mulock konnte aber von Hardy entschärft werden; auch Rosa war nach einem Bullygewinn kurz vor dem Torerfolg, er verfehlte das Gehäuse nur um wenige Zentimeter. München im Gegenzug: Scheitert ebenfalls. Fehlpässe seitens der Münchner häufen sich, was auch an früh störenden und verteidigenden Gastgebern lag. Und individuelle Fehler führen dann eben auch zum Gegentor: DiSalvatore leistet sich einen Fehlpass in der Rundung links hinter Hardy, Aubin bringt die Scheibe in den Slot, wo Sparre Probleme beim Klären hat, und Mulock haut die Hartgummischeibe in die Maschen. 2:0. Im Anschluss zwar Münchern mit einer Trotzphase, aber Barta findet in der 30. Minute mit Brückmann seinen Meister. Das anschließende Powerplay – Nicholas Schaus erhielt 2+10 Strafminuten und ist deshalb am Sonntag gesperrt – war dann auch erfolgreich. Sparre erhielt einen schönen Fehlpass eines Wolfsburgers und netzt ein. In der Folge beide Mannschaften auf Augenhöhe. Während mehrerer kleiner Strafen konnten sowohl Hardy als auch Brückmann ihr Können unter Beweis stellen, aber 2:1 war der Pausenstand.
Das Schlussdrittel konnte Wolfsburg noch in Überzahl beginnen, dieses aber nicht direkt ausnützen. Jedoch gelang es ihnen, die Druckphase aufrecht zu erhalten, und von der Blauen Line findet ein Schuss von Hambly den Weg ins Münchner Gehäuse. Davon ließen sich die Jungs von Don Jackson jedoch erstmal nicht beeindrucken, denn die darauf folgenden Minuten gehörten den Blau-Weißen. Im Abschluss war man jedoch zu schwach, wurde im Passspiel immer unsicherer und ließ Konter zu; Hardy konnte und musste in der 51. Minute mit einem Big Save brillieren. Dann wieder: Kahun aufs Tor, abgewehrt. Kettemer aufs Tor, Brückmann lässt prallen – nochmal Kettemer – Brückmann hält. Die Spannung stieg noch einmal, als 2:53 Minuten vor Ende das EHC-Tor verwaist war und ein sechster Feldspieler das Team unterstützte, das, erst in einfacher, dann in doppelter Überzahl, ein Tor brauchte. Beim 6 gegen 3 brauchte man aber zu lange, um die Formation aufzubauen; danach folgte ein Schuss ans Außennetz, ein Schlenzer über das Tor und dann die Wolfsburger Befreiung. 73 Sekunden vor Ende schaffte Regehr auf Zuspiel von Sparre und Kahun dann den Anschluss – und die gut 70 Münchner Fans schöpften wieder Hoffnung. Jedoch verstrich die Spielzeit gnadenlos. Als nur noch 6 Sekunden zu spielen waren, verwehrte auch noch das Schiedsrichtergespann mit einer völlig unverständlichen Strafverteilung nach einer Reiberei zwischen Krupp jun. und Smaby das Anspiel vor dem Wolfsburger Tor – das Spiel ging 2:3 verloren.
Don Jackson sah dennoch einen Fortschritt: Das Spiel habe geholfen, auf den richtigen Weg zu kommen. Sonntag müsse und werde die Mannschaft besser auftreten. Pavel Gross war freilich zufrieden. Es habe viele Zweikämpfe gegeben, „auch faire“, und sie werden diese auch annehmen um sie zu gewinnen. München sei „gefährlich“ gewesen und sein Team müsse am Sonntag mehr machen. Er gehe von einer langen, engen Serie aus.
Insgesamt muss man dem EHC eine deutliche Besserung bescheinigen. Allerdings machen sie sich das Leben mit leichten Fehlern zu schwer bzw. den Gegnern zu einfach. Fehlpässe, wie sie heute teilweise zu sehen waren, haben in einem Viertelfinale nichts zu suchen. Aber: Die Mannschaft hat gekämpft – und der Kampf ist noch nicht verloren. Kommt ins Stadion, feuert diese Mannschaft an. Für München, für den einen Sieg, der den Knoten endgültig platzen lässt.