Volle Punktzahl gegen den Angstgegner

Nach der Länderspielpause gilt es für den EHC, zu alten Werten zurückzukehren: Kampf, Siegeswillen und Leidenschaft. Vor allem letzteres wurde den Spielern vermehrt in Abrede gestellt. Tragischerweise verlor die Münchner Eishockeygemeinschaft in dieser Woche einen, der den Sport in München wie wenige sonst mit Leidenschaft verband: Franz Jüttner verstarb im Alter von nur 51 Jahren infolge eines Herzinfarktes. Ihm zu Ehren wurde vor Beginn der heutigen Begegnung das Trikot der ehemaligen #24 unter das Hallendach gehängt; die EHC-Fans hielten für einen Moment der Stille inne, ehe die Spieler zum Anspiel gebeten wurden.

Das erste Bully ging an die Hausherren, diese konnten aber aus dem Puckbesitz keinen gefährlichen Angriff starten. So waren es die Grizzlies, die in der ersten Spielminute dreimal aufs Tor schossen, jedoch konnte die Münchner Hintermannschaft Schlimmeres verhindern und Jochen Reimer im Tor des EHC „eingeschossen“ in die Partie starten. Der EHC konnte erst in der 3. Spielminute seinen ersten Torschuss verzeichnen: Andy Wozniewski scheiterte jedoch am Wolfsburger Goalie Sebastian Vogl. Die Partie war nun endgültig eröffnet. Im weiteren Spielverlauf bekamen die Gäste die Möglichkeit, ihre Überzahl-Statistik nach Strafen gegen Grant Lewis und John DiSalvatore aufzubessern. Und die wollten den Treffer: Fauser verleitete zwar Jochen Reimer zu einem Tanz; dieser ließ sich jedoch nicht beirren und hielt den Kasten sauber. Die Münchner Angriffsformation war in diesem Spielabschnitt unauffällig. Auch wenn Daniel Sparre in der 12. Spielminute nur unglücklich scheiterte – verausgabt hatte sich bisher kaum ein Münchner Spieler. Auch die Bully-Statistik zeigte einen eindeutigen Trend in Richtung der Gastmannschaft. Dass dies jedoch wichtig sein kann, zeigte Uli Maurer, der in der 15. Minute die größte Chance des ersten Drittels hatte – nach einem vorangegangenen Bullygewinn. Die Wolfsburger befreiten sich mithilfe eines Icings. Infolgedessen entwickelte sich ein munteres Spiel, das auch vermehrt Nickligkeiten beinhaltete. Wenige Sekunden vor der ersten Pause wurde je ein Sportskamerad beider Mannschaften mit einer kleinen Strafe belegt.

Das zweite Drittel begann ähnlich hitzig, jedoch konnte der EHC aus der neuen Energie Profitschlagen: Auch wenn die Wolfsburger das Eröffnungsbully zum zweiten Spielabschnitt gewannen, wurde Ryan Duncan belohnt, der bei 4-gegen-4 bis zum Puckverlust der Gäste nicht locker ließ, sich den Puck schnappte und Sebastian Vogl mit einem energischen Schuss über seine Schulter bezwang. Auch im weiteren Spielverlauf konnten sich die Münchner weitere Chancen erarbeiten. Doch auch die Grizzlies hatten – wenn auch weniger – Chancen zum Ausgleich. Gerrit Fauser konnte folgerichtig, ebenfalls in einer 4-gegen-4-Situation, den Treffer für sein Team erzielen. Den Ausgleich bereiteten Christoph Höhenleitner und Benedikt Kohl vor. Auch wenn der Ausgleich insgesamt leistungsgerecht schien, sahen die nur 2.245 Fans in der 18. Spielminute ein schönes Zuspiel im eigenen Drittel auf Barta, der zwar allein auf Vogl zurannte, den gegnerischen Tormann jedoch nicht überwinden konnte. Auch Nick Palmieri hatte noch eine aussichtsreiche Chance, als er von Maurer gezielt inszeniert wurde – wieder blieb die Torsirene stumm. Kurz vor Schluss bewies Reimer nochmal, dass er seinem Nachfolger im Wolfsburger Kasten in nichts nachsteht. Konsequenterweise trennten sich beide Mannschaften beim Stande von 1:1 zur zweiten Pause.

Der gereichte Pausentee schien aber beide Eishockeyclubs nicht zu beflügeln, sodass die Partie allein durch ihre Ausgeglichenheit an Spannung behielt sowie durch kleinere Scharmützel, die sich zwar durchs ganze Spiel zogen, allerdings ziellos verebbten. Aus dem beruhigten Spiel hinaus entwickelte der EHC einige Angriffsversuche, die jedoch auch durch die körperliche Präsenz des gegnerischen Teams erfolglos blieb. Auffällig unauffällig zeigten sich indes die Hauptschiedsrichter, deren Pfeifen selten zum Einsatz kamen. Ein dann eher harmlos scheinender Angriff der Mannen von Head Coach Pierre Pagé sorgte dann aber wieder für Action: Einen Lupfer von Darren Haydar lenkte Toni Ritter am Schlussmann der Grizzly Adams vorbei zum nächsten Torerfolg – 2:1! – aber noch sechseinhalb Minuten standen auf dem Anzeigewürfel. Durch die defensivere Mannschaftsleistung der Münchner konnten die gegnerischen Angriffsbemühungen jedoch größtenteils unterbunden werden – bis 44 Sekunden vor Ende der Gästetrainer Pavel Gross die Auszeit nahm, um den sechsten Feldspieler einzuschwören. Jochen Reimer, der eine starke Partie zeigte – vielleicht auch, um Neuzugang Treutle nicht stark zu machen? – musste noch einmal eingreifen, konnte aber den Sieg für die Mannschaft festhalten. 3 Punkte gegen Wolfsburg? Sensationell! Ist das die Wende zum schönen, erfolgreichen Eishockey?

Schon am Sonntag trifft der EHC Red Bull München auf die Schwenninger Wild Wings, die heute in Iserlohn 3:5 siegen konnten. Dort sollte man sich mit genügend Selbstvertrauen aufs Eis stellen können, um auch dort Torerfolge feiern zu können. Sollte die Defensive sich weiter stabilisieren, sind dann auf jeden Fall Punkte drin. Radio Oberwiesenfeld berichtet ab 16:15 Uhr live von der Partie.

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